Mit der Serie „Urgesteine des TC Goldscheuer“ wollen wir in loser Folge über Mitglieder berichten, die sich um unseren Tennisclub in besonderer Weise verdient gemacht haben. Und mit wem könnte man da besser beginnen als mit Günther Burkardt, der nicht nur Gründungs- und Ehrenmitglied ist, sondern als ehemaliger 1. Vorsitzender 10 Jahre lang die Geschicke des Vereins verantwortete und maßgeblich daran beteiligt war, dass der Verein heute eine Tennishalle nebst Clubhaus und Gaststätte besitzt.
Günter Burkardt ist Jahrgang 1941 und gebürtig aus Mudau bei Mosbach im Odenwald. Er absolvierte dort bei der ZG Raiffeisen eine Großhandelslehre und machte anschließend berufsbegleitend ein BWL-Studium. Im Jahr 1964 bewarb er sich im Raiffeisen-Kraftfutterwerk als Betriebsleiter und machte in Kehl nicht nur Karriere, sondern lernte hier auch seine zukünftige Ehefrau Annemarie kennen, mit der er drei Kinder großzog. Nach einer dreijährigen Zwischenstation in Heilbronn, wo er ein neues Werk der Raiffeisen-Gruppe aufbaute, kam er 1971 zurück an den Rhein und wurde Geschäftsführer.
Wenn man als überwiegender „Schreibtischtäter“ beruflich angespannt ist und täglich voll gefordert wird, ist es ratsam, einen körperlichen Ausgleich zu schaffen. Das muss auch Günther durch den Kopf gegangen sein, als er davon hörte,
dass die Mitglieder einer Jedermann-Sportgruppe neben dem bestehenden Kehler Tennisclub einen weiteren Tennisclub gründen wollten.
Obwohl bis dato kein Tennisspieler, schlossen er und seine Ehefrau sich der Gruppe an und wurden Gründungsmitglieder des TC Goldscheuer, der am 26.10.1974 in dem Lokal „Rheinlust“ mit 75 Mitgliedern aus der Taufe gehoben wurde. Um einen baldigen Spielbetrieb zu ermöglichen, war über den Winter für alle harte Arbeit angesagt, um auf dem sumpfigen Gelände 4 Tennisplätze herzurichten. Am 28.6.1975 waren die Plätze bespielbar. Es sollte allerdings noch bis 1979 dauern, um nach dem Spielen in einer Baubaracke den vergossenen Schweiß unter der Dusche runterwaschen zu können.
In den ersten 11 Jahren des Vereins wurden 4 erste Vorsitzende verschlissen. In einer Zeit des Umbruchs wählte eine außerordentliche Mitgliederversammlung am 8.3.1985 Günther zum 1. Vorsitzenden, der bislang Kassenprüfer gewesen war und insofern die Entwicklung des Clubs auch von den Finanzen her gut kannte. Gemeinsam mit einem ebenfalls weitgehend neu gewählten Vorstandsteam schaffte man in den kommenden Jahren einen prosperierenden Club, der 1991 in der Spitze 425 Mitglieder zählte.
Anfangs gab es gar Überlegungen, mit dem TC Kehl zusammen zu gehen. Außer einer einmaligen gemeinsamen Jahresabschlussfeier 1986 kam es jedoch zu keiner weiteren Annäherung mit intensiveren Verhandlungen, so dass man weiterhin auf sich alleine gestellt war. Nach einer Denkpause packte man die anstehenden Aufgaben an. Die 1984 auf 6 Plätze angewachsene Anlage wurde 1988 um weitere 2 Plätze erweitert und die Mitgliederversammlung beschloss am 27.10.1989, eine Zwei-Feld-Tennishalle mit Clubhaus und Gaststätte zu bauen.
Ein solches Zweimillionen DM Investment (1 Mio Euro) als Verein planerisch und finanziell zu stemmen, ist nun wirklich nicht einfach und bedarf eines mutigen und hochengagierten Vorstands. Günther war hierfür der richtige Manager an der Spitze, hatte er doch bereits beruflich in Heilbronn ein neues Werk auf die Beine gestellt. Außerdem stand ihm mit dem für Bau und Technik verantwortlichen Klaus Weinzapf als Ingenieur ein besonders tatkräftiges und fachlich versiertes Vorstandsmitglied zur Seite und der Architekt Tom Brockhaus sorgte als ehemaliges Vorstandsmitglied des Clubs und Bauleiter des beauftragten Bauunternehmens Freyler für eine korrekte Bauausführung. Dass das Bauwerk letztlich trotz Wiedervereinigungs-Bauboom und sehr hohem Zinsniveau gelingen konnte, ist auch der finanziellen Unterstützung von BTV, Stadt und dem Ortschaftsrat Goldscheuer mit Richard Schüler sowie zinslosen Darlehen von 11 Mitgliedern und einer Spende des verbauten Glases durch die Firma Glas-ARNOLD zu verdanken. Alles zusammen auf den richtigen Weg zu bringen, zu koordinieren und das Bau-Budget einzuhalten, ist jedoch der Verdienst von Günther. Halle und Clubhaus wurden schließlich 1992 nach einer Planungszeit von 2,5 Jahren in der Rekordzeit von 5,5 Monaten gebaut und am 7.3.1993 offiziell eingeweiht.
Wie hoch sein ehrenamtliches Engagement für den Verein zu bewerten ist, sieht man auch darin, dass Günther neben der Vorstandstätigkeit im Verein bei der ZG Raiffeisen-Gruppe weiter aufgestiegen war und bereits 1991 in den Vorstand der Zentrale in Karlsruhe berufen wurde. Seither war in der Woche Karlsruhe sein Domizil und nur am Wochenende weilte er zuhause in Goldscheuer. Da war es zwangsläufig, nach dem Kraftakt des Hallenneubaus auf Sicht etwas kürzer zu treten, nicht nur um mehr Zeit für die Familie zu haben. Nachdem er bereits 1993 angekündigt hatte, nur noch für eine Periode dem Vorstand vorstehen zu wollen, gab er 1995 diese Position nach 10jähriger Tätigkeit an Karl-Heinz Gramer ab. In Ansprachen und einem Gedicht von Theo Blasius wurden bei der Verabschiedung seine Verdienste um den Club noch einmal ausführlich gewürdigt.
Günther und seine Ehefrau sind heute nach wie vor Mitglieder des TCG. Ihre Kinder, die lange Zeit ebenfalls im Club beheimatet waren, spielen allerdings nicht mehr. Ganz anders Günther. Nach überstandener Krankheit sieht man den mittlerweile 78jährigen wieder das Racket schwingen, wenn er mit Milan Gerdijan trainiert. Auch Annemarie beginnt sich wieder für Tennis zu interessieren. Im Vordergrund steht bei beiden, im Alter nicht einzurosten. Also ist Bewegung wichtig, und was macht da mehr Spaß als Tennis zu spielen!